Einbau einer Display-Hintergrundbeleuchtung in das Ascom Eurit 40

Grundsätzliches

Das Ascom Eurit 40 ist mit Sicherheit eins der besten am Markt erhältlichen ISDN-Telefone. Dennoch hat sich vermutlich jeder, der sich dieses Telefon gekauft hat, schon einmal über die fehlende Hintergrundbeleuchtung des Displays geärgert. Glücklicherweise kann man hier mit geringem Aufwand Abhilfe schaffen.

Anmerkung: Durch diese Veränderung am Telefon erlischt die Garantie und es wird keine Haftung für durch die Modifikation entstehende Schäden am Gerät übernommen. Wer kein geübter Bastler ist oder sich das nicht zutraut, sollte die Finger davon lassen, und selbst als Bastler kann man sich leicht das Gerät damit zerstören.

So weit, so gut. Grundsätzlich bieten sich 2 Möglichkeiten an, wie das Display beleuchtet werden könnte. Zum einen könnte man versuchen, rings um das Display LEDs anzuordnen (so werden in Mobiltelefonen häufig die Displays beleuchtet) und hoffen daß die Ausleuchtung einigermaßen gleichmäßig ist (dürfte aber schwer werden da das Display samt Halterung bündig mit dem Gehäuse abschließt und die Display-Halterung benötigt wird um die Kontakte auf die Platine zu pressen, das Display ist nur aufgelegt, nicht eingelötet), zum anderen kann man eine Lichtquelle verwenden, die die gleiche Form wie das Display hat und eine gleichmäßige Ausleuchtung erzeugt. Hierfür kommen eigentlich nur die sogenannten Elektrolumineszenz-Folien (auch EL-Folien genannt) in Frage. Es gibt sie in praktisch allen Farben und Größen, von wenigen Quadratzentimetern bis in den Bereich von mehreren Quadratmetern wenn erforderlich. Der Vorteil dieser Folien ist, daß sie extrem flach sind (Dicke < 1mm), eine gleichmäßige Ausleuchtung erzeugen, in vielen Farben erhältlich und erfreulicherweise beliebig zuschneidbar sind. Mittlerweile gibt es von einigen Herstellern auch extrem helle EL-Folien in bis zu 14 Farben. Weitere Farben können durch Einsatz von Filterscheiben erzeugt werden. Das Licht wird durch eine Phosphorschicht erzeugt, die durch ein elektrisches Wechselfeld zum Leuchten angeregt wird. Wärme entsteht dabei nicht, der Wirkungsgrad ist extrem hoch (bis zu 99 %).

Die Lebensdauer einer EL-Folie wird manchmal in der Halbwertszeit angegeben, innerhalb derer die Folie die Hälfte ihrer Helligkeit einbüßt. Diese liegt normalerweise zwischen 5.000 und 10.000 Stunden, bei der hier verwendeten Folie liegt die zu erwartende Gesamtlebensdauer bis das Display unangenehm dunkel wird bei ca. 25.000 Betriebsstunden. Da es ohnehin nicht ratsam ist, das Display im Dauerbetrieb zu beleuchten, ist diese Zeitspanne durchaus akzeptabel. Verschiedene Faktoren wie Spannung, UV-Einstrahlung usw. können sich ebenfalls negativ auf die Lebensdauer der Folie auswirken. Das Licht von Halogenlampen soll angeblich auch schädlich sein. Hierbei ist anzumerken, daß die Folien normalerweise nicht einfach kaputtgehen und dann gar nicht mehr funktionieren, sondern mit der Zeit an Leuchtkraft verlieren.

El-Folien werden nicht mit Gleichspannung sondern mit einer sinusförmigen Wechselspannung die im Bereich von 60-110 V und einer Frequenz von 50-3000 Hz liegt, betrieben. Die Höhe der Spannung und deren Frequenz wirken sich auf die Leuchtkraft und Lebensdauer der Folien aus. Zur Erzeugung der Spannung werden vorgefertigte Bauteile, sogenannte EL-Inverter, angeboten. Der hier verwendete wird an einer 5V-Gleichstromquelle betrieben. Sämtliche Bauteile sind bei Conrad Elektronik erhältlich, sind aber auch überall sonst zu bekommen. Der Einfachheit halber hier die Bestellnummern bei Conrad Elektronik:

EL-Inverter WE-50                        Best.Nr. 184005    / ca. 8,- DM

Leuchtfolie (blau, 112x87 mm)        Best.Nr. 184070    / ca. 15,- DM

Die Folien sind dort auch in anderen Farben (rot, grün, weiß etc.) und Größen erhältlich.

Außerdem braucht man ein paar Kabel, Lötkolben, eine Schere, etwas Lötzinn, Isolierklebeband und ein 5V-Steckernetzteil, das Netzteil gibt es für ca. 5-10 DM entweder im Elektronik-Fachhandel und bei Conrad Elektronik.

Der Einbau

Benötigtes Werkzeug: Schraubenzieher (Schlitz & kleiner Feinmechaniker-Schraubenzieher, sternförmig) sowie eine kleine Flachzange.

Zunächst muß hierfür das Telefon geöffnet werden. Erst das ISDN-Kabel und das Kabel zum Hörer aus den Buchsen auf der Unterseite des Telefons ziehen.

Auf der Unterseite befinden sich 5 Schrauben die mit einem normalen Schlitzschraubenzieher gelöst werden können. Nun kann die Unterseite des Telefons abgenommen werden. Das Telefon liegt hierbei mit der Tastatur nach unten. Die schwarze Rückseite des Displays kann man jetzt ebenfalls herausnehmen.
 Telefon (Unterseite und Displayabdeckung abgenommen)  

Die Displayplatine ist links und rechts mit 2 kleinen Schrauben im Plastikgehäuse befestigt, diese können mit einem kleinen sternförmigen Schraubenzieher (es gibt für diese Art Schrauben bestimmt einen Fachausdruck, ich kenne ihn aber nicht. Torx sind es glaube ich nicht.) wie man ihn in Feinmechaniker - Schraubenziehersätzen findet, gelöst werden.

Nachdem das Kabel was von der Displayplatine zur Hauptplatine führt gelöst wurde (ist auf der Hauptplatine mit einem Pfostenstecker befestigt, bitte den Stecker von der Hauptplatine ziehen, auf der Displayplatine ist er festgelötet) wird die Displayplatine herausgenommen.

Das Display wird nur von einem schwarzen Metallrahmen auf der Platine fixiert, es ist nicht festgelötet. Mit der Zange biegt man die Metallhaken des Rahmens auf der Unterseite der Platine so, daß der Rahmen abgenommen werden kann. Nun nimmt man vorsichtig das Display ab (ist ist nicht eingelötet oder geklebt, aber das Gummi hat sich unter Umständen auf der Platine festgesaugt. Die Gummiteile oben und unten am Display gehören übrigens zum Display (die Kontakte sind dort eingelassen) und dürfen sich unter keinen Umständen vom Glas des Displays ablösen, nur von der Platine. Bitte merken, wie herum das Display auf der Platine  war, als Anhaltspunkt kann die kleine Wölbung am Rand des Displays (ist ungefähr auf halber Höhe) dienen.

Displayrahmen und Display mit abgezogener Reflektionsfolie

Jetzt kommt der schwierige Teil: Die Reflektionsfolie die hinten am Display klebt, muß abgezogen werden. Hierbei sollte mit äußerster Vorsicht vorgegangen werden, weil man sonst den Polarisationsfilter mit abzieht (klebt als grünliche, durchsichtige Folie direkt unter der Reflektionsfolie). Wenn der Polarisationsfilter fehlt, kann man das Display nicht mehr lesen. Die Folie sollte langsam und vorsichtig abgezogen werden (etwas Kraft ist dazu allerdings schon notwendig), dann klappt es auch in einem Stück. Es wird keine Haftung dafür übernommen, daß das Display diese Aktion überlebt. Bei mir hat es allerdings problemlos geklappt. Durch das Fehlen der Reflektionsfolie ist das Display nachher übrigens im Dunkeln etwas (aber nur minimal) schlechter zu lesen wenn die Beleuchtung nicht an ist.


Anmerkung:

Falls das Display bei der Aktion kaputt geht, ist man übrigens ziemlich aufgeschmissen wenn man nicht weiß, woher man ein neues bekommen kann. Ich konnte den Hersteller nicht ausfindig machen, meine Vermutung ist daß das Display von Mitsubishi ist, es sind aber keine Datenblätter oder Distributoren rauszubekommen. Wintek bietet ein Display mit einer ähnlichen Produktbezeichung an: http://www.wintek.com.tw/wm-g1206c.htm , das ist allerdings nicht kompatibel auch wenn die Typenbezeichung ähnlich klingt. Das im Eurit eingesetzte Display hat die Typenbezeichung WD-G1206C


 

Nun nimmt man die EL-Folie und schneidet sie so zu, daß sie genau so groß ist wie die Reflektionsfolie einmal war und legt sie an die gleiche Stelle unters Display. Die helle (weiße) Seite der EL-Folie ist die, die später einmal leuchtet. Sie muß in Richtung Display-Glas zeigen. Die farbige Seite leuchtet nicht und zeigt später zur Display-Platine. Das Schneiden schadet der EL-Folie übrigens nicht im geringsten solange man nicht gerade die Kontakte mit abschneidet. Vorher natürlich Kabel an die beiden Kontakte der EL-Folie anlöten und die beiden offenen Lötstellen mit Isolierband abkleben. Das Kabel sollte zwar dünn, aber dennoch gut abgeschirmt sein, sonst hört man nachher durch die Wechselspannung verursachte Störfrequenzen im Lautsprecher wenn das Display an ist.
 EL-Folie, aus  
Evtl. sind sogar noch Klebstoffreste von der Reflektionsfolie am Display so daß sie gleich haften bleibt. Ungefähre Maße der Reflektionsfolie sind 91x57 mm, evtl. aber lieber selbst nochmal nachmessen.

Das schwierigste wäre nun geschafft. Das Display wird wieder zusammengesetzt (Display mit EL-Folie in zurück in den schwarzen Rahmen, Rahmen auf die Platine, Metallhaken des Rahmens durch die Platine durchstecken und wieder umbiegen, dann wird durch den entstehenden Druck der Kontakt wieder hergestellt). Bitte darauf achten, daß das Display richtig herum eingesetzt wird. Es scheint zwar egal zu sein wie herum man das Display einsetzt (hat bei mir in beiden Richtungen funktioniert), aber es einfach wieder so herum einzusetzen wie es vorher auch war kann auf jeden Fall kein Fehler sein.

 El-Folie, an  
Wenn das Kabel zur EL-Folie nicht zu dick ist, kann man es neben dem Flachbandkabel des Displays durch das Telefon führen und unten durch eins der Löcher im Boden des Telefons heraus.

Nun schließt man das Kabel von der Folie an den EL-Inverter an, und den Inverter ans Netzteil. Das Display sollte jetzt leuchten. Wenn nicht, muß die Polarität des Netzteils geprüft werden, der EL-Inverter erzeugt zwar eine Wechselspannung, an den Eingängen ist die Polarität aber nicht egal. Es macht Sinn, die EL-Folie direkt nach dem Zuschneiden schon einmal anzuschließen um zu schauen ob sie überhaupt leuchtet bevor man sie einsetzt und alles wieder zusammenschraubt.

Telefon, zugeschraubt, Kabel der  EL-Folie rechts ausgeführt  

Der Inverter sollte nicht mit ins Telefon eingebaut werden sondern irgendwo in das Kabel was vom Telefon zum Netzteil geht. Er ist schlecht abgeschirmt und verursacht sonst starke Störfrequenzen die ein Brummen im Telefon erzeugen. Aus dem gleichen Grund sollte man die Spannung für den Inverter nicht aus der Spannungsversorgung des Telefons entnehmen, mal davon abgesehen daß die Stromaufnahme der Folie vermutlich zu hoch ist um zusammen mit dem Telefon innerhalb der erlaubten ISDN-Spezifikation zu liegen.

Vorausgesetzt daß man sich bei der Aktion das Telefon nicht zerstört hat, sieht das Ergebnis am Ende so aus:

 

 

 

 

 

 

 

 umgebautes Telefon ohne Beleuchtung

umgebautes Telefon, Displaybeleuchtung an (Displayfarbe stimmt)

umgebautes Telefon, Displaybeleuchtung an (Displayfarbe durchs Foto leicht verfälscht)

Ich habe es derzeit so gelöst, daß ich über einen kleinen Schalter am Telefon das Display je nach Bedarf ein- und ausschalten kann. Denkbar ist auch eine Lösung, die nach jedem Tastendruck auf dem Telefon oder dem Abnehmen des Hörers das Display für ein paar Minuten automatisch anschaltet. Vorstellbar wäre hier eine z.B. auf einer abgewandelten monostabilen Kippsstufe aus 2 Transistoren oder einem IC (z.B. SN74121N oder 74LS221 ) oder einem Timer wie NE555 basierende Lösung. Wichtig ist nur, daß dabei der Stromkreis der EL-Folie und der Rest des Telefons galvanisch getrennt bleiben, ich würde wahrscheinlich in dem Fall mit einem Optokoppler arbeiten der über eine kleine Vorschaltung (es ist unwahrscheinlich daß der Optokoppler 110V abkann) die EL-Folie schaltet.

Viel Spaß beim Basteln...

Nicholas